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den 22.11.1913

Lieber Tillich,

es war sehr, sehr lieb von Ihnen, daß Sie heute kamen. Trotzdem es ganz gut war, daß ich Ihnen nicht alles so realistisch dargestellt habe, wie es ist, denn darin sehe ich doch etwas Unrecht, obgleich Sie mein Vertrauen so haben, wie sonst niemand, hat mich die 1/2 Stunde mit Ihnen zusammen sehr beruhigt. — Vielleicht.— Wünschen tue ich es eigentlich nicht, obgleich es das beste für mich wäre — Komme ich doch noch einmal in ein freundschaftliches Verhältnis zu Ihnen! — Möchten Sie das? — Ach Tillich, ich bin Ihnen doch sehr dankbar, daß sie mich nicht fallen ließen. — — — Versuchen Sie es, mich etwas lieb zu haben, weil ich dann schon sehr froh wäre. Ich glaube ja eigentlich, daß Sie mich ein bißchen lieb haben, daß Sie heute kamen, war eigentlich ein Beweis,ob ich war darüber so glücklich, daß ich garnicht so traurig sein konnte, wie die ganze Zeit vorher. Lieber, lieber Tillich, können Sie mich jetzt nicht "du" nennen? Es würde mich selbst viel sicherer u.und ruhiger machen, Ihnen gegenüber. Außerdem habe ich Mutti schon erzählt, daß ich es wollte. Sie freut sich nur darüber, und Papa würde es glaube ich nicht einmal bemerken. Alles, was ich Ihnen heute erzählte, behalten Sie, | bitte ganz für sich! — — — — Kommen Sie doch, wenn wir uns Mittwoch nicht mit Greti treffen können, am Mittwoch hier heraus! Ich muß doch auch noch mit Ihnen über Ihren letzten Brief an mich sprechen. — — — Ist etwa Greti gegen das "du" sagen? Dann muß eben der Gedanke ganz wegfallen. Und, wenn Sie nächstes Mal kommen, oder ich Sie sehe, bekomme ich doch auch Ihre Photographie? — — — 1000 Grüße

Ihre treue
Maria K.

Hüllen Sie sich nicht zu lange in Schweigen! Ich habe Sie doch so rasend lieb!

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