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Lichtenrade , den 16.08.1913

Lieber Paul,

bitte kommen Sie so bald, wie möglich. Ich muß mit Ihnen reden. Ich weiß nicht mehr, wohin. Vielleicht werde ich sonst krank. Es ist sehr wichtig, daß ich nach so langer Zeit einsamen Kämpfens mit Ihnen rede. Halten Sie es nicht für eine leere Ausrede, sondern zeigen Sie mir, daß Sie auch | einmal im Stande sind, aus Freundschaft etwas für mich zu tun. Ein wahrer Freund muß jedes Opfer bringen können. - Mit meiner körperlichen Kraft bin ich bald am Ende. Besonders das Gefühl der Ohnmacht Ihnen gegenüber macht mich wirklich elend und bringt mich herunter. Ich muß nötig vieles mit Ihnen bereden. Glauben Sie mir, halten Sie mich nicht für unaufrichtig. Ich möchte so | gern das Gefühl haben, daß Sie auch einmal mir zu Liebe gegen Ihre Pläne etc. etwas tun können. - Es ist die Hauptsache, daß ich Sie möglichst bald, nächste Woche, sehe. Ich verspreche Ihnen auch tapfer zu sein. Sie sollen keine Aufregungen haben, denn durch meine Schuld sollen Sie nicht wieder so herunter kommen. Ich fürchte auch, die anderen wundern sich, und ahnen etwas, wenn Sie nicht kommen. — — — | Also zeigen Sie mir, daß Sie als Freund auch etwas tun können. Wenn ich Sie jetzt noch einmal gesprochen habe, wird es später, glaube ich, besser. Aber ich habe so zahllose Fragen, die schriftlich nicht beantwortet werden können. Aber, wenn Sie hier sind, dann will ich mich Ihrer – Freundschaft würdig erweisen. Kommen Sie, sonst bricht etwas in meinem Innern entzwei: Sie haben ei¬ ne Verantwortung gegen mich.

Ihre Maria Klein.

Sie dürfen mich jetzt nicht so unbeachtet lassen, in dieser Zeit, die vielleicht über mein Leben entscheidet.

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