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Tübingen 2.VI. 07.

Liebes Paulchen!

Nun bist Du wieder zurück von Deinem Kriegspfad u. im alten Geleise. Da will ich Dir von meinem Patmos ein paar Worte senden, zum Zeichen, daß ich noch ein wenig mit Dir lebe. Hoffentlich denkst Du auch manchmal in Deiner Höhe des mönchischen Inaktiven zu Tübs.

Ich habe mich sehr gefreut über alles, was ich von der Wartburg von Dir hörte. Ich darf Dir das ja ruhig schreiben,weil ohne CW. zu befürchten. Voget erzählte sehr erbaut u. die Andern bei allem Mißverstehen doch mit einer gewissen Achtung. Viel positives erreicht ist ja wohl nicht. Wo eben der Geist fehlt können wir ihn nicht hinblasen.

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Nun kommt es mehr darauf an, daß Halle Halle bleibt. Hast Du Hoffnung für die Jugend? Hänschen wird sie ja wohl ordentlich ziehen. U. dann sollte immer stärker betont werden, daß ein Hallenser in anderen Verbindungen aktiv wird; dann erhalten wir allmählich das Übergewicht, denn die Marburger etc. werden nicht mehr aktiv. Be. können wir bald in unsere Herde bekommen u. gerade Be ist ein günstiges Feld für einen modernen Wingolf. Dort fallen die Zöpfe am leichtesten ab u. Halles Bestrebungen sind ja hochmodern (cf. Alkohol). – Die Reden Bertheaus u. Heinzelmanns sind ja scheints hochbegabt gewesen. Wäre es nicht möglich, daß jetzt die Historiographie v. WS. die noch nicht er| schienen ist, ausgesandt würde mit einem Anhang "unsere Stellung bis zur Beendigung der Streitigkeiten auf der Wartburg" u. unsere Stellung auf der Wartburg." Dabei dann besonders einekurze Kürzung aus den Reden Berth. u. Manzels, wo das alles noch einmal gesagt wird, was wir positiv praktisch wollen (also nicht in Form der Kritik).

Die Reden sind eben nur von den Chargierten gehört u. wie ich mich überzeugte (bei Eisenmann), ist der Eindruck schon verflogen, vor allem wissen die Verbindungen als solche nichts davon.Dabei Jetzt könnte man bei Philistern u. Aktiven auf Interesse einer solchen Darlegung gegenüber rechnen. Bertheau u. Manzel wären sicher gerne bereit, so etwas zu verfassen. - Doch das nur zur Anregung. Der eigentliche Kampf| beginnt jetzt erst, nachdem wir frei sind von theoretischen Erörterungen, doch nun auch etwas von uns hier. Viel ist nicht zu berichten. Wir leben sehr bieder dahin. Morgends Kolleg. Vor Tisch ein kühles Bad mit viel Unsinn. Dann christlicher Vereinswimmel, dann Kaffe mit viel Geist u. Prolese. Dann Dogmengeschichte u. Hebräisch. Alle 14 Tage Kneipe. Abendessen mit irgend einem zu verderbenden Füxlein. Schlaf eines ruhigen Gewissens. Mit einem Wort Philiströsität.

Aber Pfingsten lebte ich sehr stille zu Hause. Meine Mutter ist sehr elend u. besonders ihre Augen beinahe blind. So hat man sein ordentlich Teilchen Last durch den schönen Frühling zu schleppen. Doch geht es ja, weil einem die Flügel geschenkt sind. – Hermann schickte mir Deine Throtapauke, sehr begabt, aber etwas zu sehr Predigt. Gieb acht, daß nicht die Römerpredigt in Halle einreißt, die Gefahr war schon letztes Semester da.

Grüße xx u. das AHCmitglied Lorenz.
Dein Alfred in Treue.
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