Undatierter Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich kurz nach dem 12. Oktober 1927

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Der editierte Text

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Sonnabend!

Liebste Hannah (Details anzeigen)!

Deinen letzten Brief aus Rotenburg (Details anzeigen)1 heut erhalten! Inzwischen sind die 1000M von Arnold (Details anzeigen) eingetroffen.2 Von den 550+, die wir nun haben, gehen 250 an Heinrich (Details anzeigen), die er in Crissier (Details anzeigen) hatte kommen lassen.3 Bleiben 300. Diese würden genau reichen für den Zahnarzt und Kirchensteuer. Da Du es aber wünschst, werde ich bei Mittag nur 62 bezahlen. Dann bleiben 100 für Dich und 100 für mich. Vielleicht kommen wir damit durch den Monat. Am ersten bekomme ich jetzt 900. Davon gehen immer ab 140 für Miete und 40 für Mariechen4, also rund 200[.] Bleiben 700. Dann gehen ab vom 1. November bis 1. Aug. 1928 je 100M für Heiner Otte (Details anzeigen). Dieses war nötig, da er wie ich durch Arnold (Details anzeigen) weiß, es nicht verstehen kann, daß wir nach Italien (Details anzeigen) reisen und ihn nicht bezahlen. Ich bin sehr erleichtert, daß ich es ihm angeboten habe. Antwort habe ich noch nicht. Bleiben also 600. Dazu kom| men vom 1. Jan. 70M, da dann die Abzahlung zu Ende ist. Zur Verfügung hätten wir dann also rund 650M. Die Dinge liegen also viel günstiger als im vorigen Jahr. Aber dafür fehlen die Beamtenkurse. Sie werden höchstens zur Hälfte ersetzt durch Vorträge, Litteratur und Kolleggelder. So liegt es. Dann geht noch ab: alle 3 Monate Steuern 48M und alle halbe Jahr Zinsen an Arnold (Details anzeigen) 45-70M. – (Dieses hebe auf und denke oft dran!)

Und nun die Hauptsache: Dein Kommen! Heinrich (Details anzeigen) wird Dir einen Brief schreiben, in dem er Dir sagt, daß Erdmuthe (Details anzeigen) seelisch desorientiert ist. Nun ist etwas Ähnliches ja nur natürlich. Andrerseits finde ich, daß sie fabelhaft frisch, bei guter Farbe und fröhlich ist. Mehr in dieser Beziehung ist gar nicht möglich. Ich von mir aus würde darum sagen: Wegen Erdmuthe (Details anzeigen) kannst du ruhig nach Berlin (Details anzeigen) fahren! Aber ich möchte damit Heinrichs (Details anzeigen) Bedenken nicht aufheben. Dieses| kann ich nicht entscheiden, da ich glaube, daß es irgendwie mit Heinrichs (Details anzeigen) okkulter Schau zusammenhängt – – – – Jedenfalls kannst Du dann im November nach Berlin (Details anzeigen), falls nicht, was ich ja viel netter fände, Kallen (Details anzeigen) hierher käme. Das Kleid und die übrigen Dinge müßten wir dann hier kaufen[.] Nachdem Leeses (Details anzeigen) (Details anzeigen) erklärt haben, daß sie in Hamburg (Details anzeigen) nirgends so elegante Läden hätten wie wir in der Pragerstr., bin ich in dieser Beziehung sehr zuversichtlich. Laß Dich nur nicht verführen, irgend etwas in Marburg (Details anzeigen) zu kaufen!! (Eventuell fahren wir zu meinem ersten Kolleg zusammen nach Leipzig (Details anzeigen) und kaufen dort).

Heut war ich wie alle Tage von 10-½ 12 mit Erdmuthe (Details anzeigen) im Park. Sie hat zum ersten Mal die Bäume als einzelne erfaßt und auf jeden hingewiesen. Ihre Begeisterung sind| Kastanien, die ich in Massen gesammelt habe. Seit heut ist es herbstlich im Park; die Kastanien und Blätter fallen in Menge. Und doch ist es so schön wie irgend ein südlicher Park!! Hoffentlich hast Du für Wilhelmshöhe (Details anzeigen) noch schönes Wetter! –

Solltest Du doch nach Berlin (Details anzeigen) fahren, so schicke ich das Geld, also 150M an Hanno (Details anzeigen). Bitte gibt mir dann ihre Bank an! Sonst kaufen wir zusammen in Dresden (Details anzeigen) oder Leipzig (Details anzeigen) ein. Nun habe ich noch gar nichts von mir gesagt, z. B., daß ich selig wäre, Dich bald hier zu empfangen! Aber dieses ist nur eine Mitteilung, keine Aufforderung! Denn Du sollst Deine Reise haben, solange Du willst!


Fußnoten, Anmerkungen

1Dieser Brief liegt nicht vor.
2Siehe auch die Postkarte (Details anzeigen) Paul Tillichs an Hannah Tillich von 12. Oktober 1927.
3Im September oder Oktober 1927 hatte Tillich gemeinsam mit seiner Frau an den „Semaine européenne“ auf Schloss Crissier bei Lausanne teilgenommen.

Register

aTillich, Hannah
bRotenburg
cWolfers, Arnold
dPostkarte von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 12. Oktober 1927 [PS]
eGoesch, Heinrich
fCrissier
gTillich, Hannah
hWerner, Marie Luise
iOtto, Heiner
jWolfers, Arnold
kBillström, Jakob
lWolfers, Arnold
mGoesch, Heinrich
nFarris, Erdmuthe
oFarris, Erdmuthe
pBerlin
qGoesch, Heinrich
rGoesch, Heinrich
sBerlin
tKallen, Elisabeth W.
uLeese, Kurt
vLeese, Minna Margarethe
wHamburg
xMarburg
yLeipzig
zFarris, Erdmuthe
aaWilhelmshöhe
abBerlin
acGelau, Hanno
adDresden
aeLeipzig
afTillich, Paul

Überlieferung

Signatur
USA, Cambridge, MA, Harvard University, Harvard Divinity School Library, Tillich, Hannah. Papers, 1896-1976, bMS 721/2(21)
Typ

Brief, eigenhändig

Postweg
unbekannt - unbekannt
voriger Brief in der Korrespondenz
Postkarte von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 12. Oktober 1927 [PS]
nächster Brief in der Korrespondenz
Postkarte von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 16. Oktober 1927 [PS]

Entitäten

Personen

Orte

Briefe

Zitiervorschlag

Undatierter Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich kurz nach dem 12. Oktober 1927, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L01519.html, Zugriff am ????.

Für Belege in der Wikipedia

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