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den 02.03.1922

Geliebte, täglich ersehnte Hannah!

Liebes, süßes Menschenkind! Ein Wort zwischen tausend Arbeiten dieser letzten und wildesten Woche des Semesters: Ich hab Dich lieb, und denk immer an Dich und in Dir und aus Dir! – – Diese Woche habe ich 13 Stunden vorzutragen; 6 sind hinter mir, 7 noch vor mir; dazu das Schlußkolleg; dazu morgen, Donnerstag und Freitag den Möbelumzug, der alles in eine Wüste verwandeln wird bis auf mein Zimmer, das ich dem Mieter überlassen muß, bis das seine in Ordnung ist.

Deine Briefe habe ich erhalten; hab vielen, sehr vielen Dank! Ich habe Dein Stück 2 x gelesen und von vielem einen starken Eindruck, muß aber noch in Ruhe in der nächsten Woche herangehen und schreibe Dir dann ausführlich.

Über Deine Reisepläne habe ich mit M.arie L.uise gesprochen; es ist vielleicht gut, wenn Du es möglichst lange herausschiebst. Ende März habe ich einen Vortrag in Kassel; vielleicht können wir es so einrichten, daß wir dann zusammen fahren. Aber ich muß erst den Tag wissen.

Säuglingspflege kommt für Dich nicht in Betracht, da wenn Du hier bist, wir zusammen leben wollen.|

Mein armes, liebes, Hannahchen, nun kann ich Dich wohl gar nicht mehr um Dein Bett beneiden, sondern muß Dich sehr darin bedauern. Bitte gib mir doch einmal eine nähere Schilderung, wie Dir körperlich zu Mut ist.

Am meisten aber fühle ich mit Dir in Deinen Seelenschmerzen, Hannahchen! Ich will mit Dir tragen, so weitich es überhaupt ein anderer kann; aber ich weiß, daß das nicht sehr weit ist. Sei stark, mein Hannahchen und wisse, daß es für mich keine Zweifel mehr gibt, zwischen Dir und mir.

Alles was geschieht, geschieht in Dir, mit Dir für Dich. In allem bin ich Dir zugewandt.

Ich liebe Dich.
Dein Paul.
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