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Es wäre sehr schön, wenn Du mir immer so schreiben könntest, daß ich spätestens Donnerstag früh eine Antwort auf meinen Sonnabendbrief hätte, da ich dann wieder antworte, und wir so wenigstens etwas Zusammenhang in unsern Austausch bringen könnten. Ich lebe jetzt in einer Arbeitsüberlastung, die grotesk ist und mir alle Kraft auch der Seele wegnimmt. Und es ist wenig Aussicht, daß es anders wird. Am Mittwoch war ich bei dem Universitätsreferenten im Kultusministerium, der mir sehr wohl wollend entgegen kam und verlangte, daß ich durch eine größere Arbeit bald „berufungsreif“ werden müßte. So wird es nichts helfen; ich werde producieren, was immer ich kann. Er sagte, daß es nur wenige „Köpfe“ imnMinisterium der systematischen Theologie gäbe, und für mich Aussicht wäre. Aber das heißt: Arbeiten, tausendfach arbeiten! – Während ich dies schrieb, klingelte ein Bekannter aus der Kantgesellschaft, ein Rechtsanwalt Bendix an, und teilte mir mit, daß er einen reichen Klienten, der unge| nannt bleiben möchte, für mich interessiert hätte, und daß dieser für mich und Greti 12 000 M gestiftet hätte mit Rückzahlung, falls ich einmal viel Geld hätte. Ich soll gleich morgen 2 000 für mich und 1 000 für Greti abholen. Ist es nicht wunderbar, wie das Geld immer wieder da ist, wenn ich´s am wenigsten habe? Vielleicht reise ich nun doch an die Nordsee, seit lange mein sehnsüchtiger Wunsch. – Hannah, in allem Wirrsal, was immer wieder kommt – ich will jetzt nicht des Näheren davon schreiben – ist mir der Gedanke an Dich der einzig feste, mich innerlich-menschlich tragende, mein Menschentum erhebende und veredelnde Punkt. Nicht in Form von Erwartung oder Sehnsucht oder Leidenschaft, sondern in dem Gefühl, ganz an einem Ort, der zu den schönsten und edelsten gehört, bei Dir, mit unbedingter Liebe sein zu können. Und das ist unabhängig von Dir, auch von Deinen Schwankungen, unter denen ich als empirischer Mensch leide, die ich als geistiger aufnehme in die Unbedingtheit der Liebe.