heute morgen besuchte mich Herr
Professor Schwietering und teilte mir mit, dass Sie über die Verbreitung des
Gerüchtes, Sie hätten sich beim Stahlhelm angemeldet, sehr empört wären; nach wir
vor
fühlten Sie sich der Sozialdemokratischen Partei gesinnungsgemäss verbunden. Dieses
Gerücht ist neben anderen über Sie kursierenden auch mir zu Ohren gekommen. Bei den
unendlich vielen Mitteilungen, die böswillige oder leichtgläubige Menschen
verbreiten, kann ich beim besten Willen augenblicklich nicht mehr feststellen, wer
der Verbreiter der Ihre Person betreffenden Gerüchte ist. Ich selbst habe mich
aufrichtig gefreut, dass diese Sie kompromittierenden Nachricht
nicht zutrifft. Ich habe in den letzten Wochen stets betont, dass Sie als Verfasser
des Werkes "Die
sozialistische Entscheidung" einer der mutigen Gegner der nationalen
Bewegung sind. Wenn ich als Mitkämpfer der Hitlerbewegung auch Ihr Buch inhaltlich
völlig ablehne, so werde ich es doch niemals dulden, dass einer ehrlichen
gegnerischen Überzeugung mit Waffen böswilliger Verleumdung begegnet wird. Da ich
selbst im politischen Kampfe unter Verleumdungen zu leiden habe, kann ich Ihre
Empörung sehr gut verstehen. Aus dem Gefühl heraus, dass man politische Gegensätze
auch in anständiger Form austragen kann, werde ich den über Sie ausgestreuten
Gerüchten entgegentreten und in den interessierten politischen Kreisen entsprechende
Mitteilung machen.
Eine Abschrift dieses Briefes leite ich Herrn Professor Dr. Schwietering zu.
Mit ausgezeichneter Hochachtung