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Münster, den 15. Februar 1929

Sehr geehrter Herr Tillich!

Während ich am Donnerstag vor acht Tagen die Freude hatte, Pater Przywara, einen der angeregtesten und verständnisvollsten Gäste meines Instituts zu begrüssen, habe ich leider von Ihrem Besuch in Münster erst nachträglich gehört und Karl Barth, der sich leider von einer anschaulichen Darstellung der Gesamtwirklichkeit (sie ist trotz Ihrer Bedenken möglich gewesen) genau so fern hält, wie es sein Gottesbegriff verlangt, konnte Ihnen nicht darum wohl erzählen, dass hier in Münster, wie Przywara es ausdrückte, der stärkste Spannungsgegensatz für das dreieckige Verhältnis von Gott, Einzelseele und Wirklichkeit zu erleben ist, wenn man die Eindrücke in meinem Institut den Diskussionen im Kreise Barths gegenüberstellt.

Sie haben mich 1926 durch Ihren Versuch über das "System der Wissenschaften" lebhaft angeregt und es war mir, wie ich eben schon andeutete, eine besondere Freude, dass meine dynamischen Tafeln eine Lösung möglich gemacht haben, die Ihnen unerreichbar erschien. Natürlich handelt es sich in allen solchen Fällen in gewissem Masse um die kleine Gewaltsamkeit eines "Ei des Kolumbus". Aber| um mich näher verständlich zu machen, müsste ich Ihnen meine Tafeln zeigen können.

So schicke ich Ihnen anliegend eine kleine Schrift über mein Institut, die mir vielleicht die Freude verschafft, Sie bei Ihrer nächsten Anwesenheit in Münster zu einer ausgiebigen Führung begrüssen zu können.

Mit verbindlichen Empfehlungen Ihr sehr ergebener
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