|

Liebste Hannah!

Trouville war ein merkwürdiges Erlebnis für mich: Ich war geradezu erlöst, ich atmete auf und war beglückt in einer Weise, daß es Eckart es zunächst gar nicht verstehen konnte. Es sind mindestens zwei Gründe, die dafür in Frage kommen: Zuerst – und das empfand auch Eckart befreiend – hörte der Druck der französisch-provinziellen Feindseligkeit auf. Hier ist ein Weltbad. Wir wurden aufs Liebenswürdigste empfangen und spüren nichts von antideutscher Stimmung. – Zweitens die Landschaft: Sie ist weit und weich, immer umflossen von dem Dunst des Kanals (wie in Dover damals). Aber es kommt noch etwas Drittes: das konzentrierte Badeleben, das all meinen Gewohnheiten und Erinnerungen entspricht. Alles Dreis zusammen kann man wieder als "Rückkehr zur Mutter" bezeichnen. Aber das ist nervenmäßig begründet, so sehr daß ich jetzt keine Felsen und kaum ein starkes Meer ertragen würde – – ich!!!|

Gestern sind wir mit dem Dampfer nach Le Havre herübergefahren (3/4 St.) – eine alte sehr wichtige Hafenstadt mit vielen Schiffen und wüsten Straßen. Die Fahrt war geradezu beseligend.

Heut, 5. Sept, ist Eckarts Geburtstag. Gestern bekam ich zwei Briefe1] aus Le Conquet nachgeschickt. So bös ist Eckart gar nicht, und einen gelegentlichen Witz darf man nicht Klatscher nennen. Du hast ja inzwischen meinen Brief über ihn.

Der Magen ist viel besser. Nur leide ich gegenwärtig an Deinen Nöten – sehr merkwürdig!

Hier ist die Sache fast zu Ende und wir werden wohl Montag oder Dienstag über Rouen nach Paris fahren. Ich freue mich jetzt auf die Galerien und die Kultur.

Ich danke Dir für die vielen lieben Worte in Deinem Brief.2] Sie haben mich sehr beglückt!
Dein Paul.
    Entität nicht im Datensatz vorhanden

    Personen:

    Orte: