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22. II. 16

Lieber Papa!

Anbei schicke ich Dir den Entwurf zu dem Kirchenkonzert1], das ich in der hiesigen Kirche veranstaltet habe. Das Programm war bedingt durch das, was die Leute konnten und mußte demgemäß noch etwas geändert werden. In der Kirche waren sicher 1.200 Menschen, darunter etwa 70 Offiziere; ich las die einzelnen Program-Nummern vor, da nur wenige vorher hatten gedruckt werden können. Die Wirkung wurde etwas beeinträchtigt durch den Husten, der eine permanente Wintereinrichtung ist und auch alle Gottesdienste erheblich stört. Trotzdem war der Eindruck recht gut; denn wir haben vorzügliche Künstler. Ich kam mir höchst komisch vor als Konzert-Veranstalter, der ja im Grunde keine Ahnung von der Sache hat; abgesehen von diesem letzten Punkt | dachte ich natürlich sehr an Dich; es würde Dir sicher viel Spaß gemacht haben. Über den Leseabend habe ich noch nichts gehört, da ja die Neuenburgerstr. seit einem Monat den schriftlichen Verkehr mit mir abgebrochen hat. – Wir wissen nichts, weder wann, noch wohin; und was wir etwa wüßten, dürfen wir nicht sagen; selbst wenn in der nächsten Zeit Veränderungen eintreten, darf ich nichts schreiben. Vorläufig habe ich hier riesig viel Gottesdienste, wenn ich diese Woche programmmäßig durchkomme, sind es 29 im Februar gewesen. – Ich habe einen neuen Dokart, der dem alten ähnlich aber besser ist. – Von Frede und Johanna habe ich nicht einmal einen Gruß. Elisabeths Päckchen ist angekommen. Vielen Dank! – Gesamtstimmung: Stille vor dem Sturm! – War Greti schon bei Euch?

Viele herzliche Grüße! Dein treuer .
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