Der editierte Text

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a d. 25. Okt. 1915.
L. b

Deinen Brief erhielt ich als einzigen in den drei Tagen, wo wir in der Gegend von {Nailly}1 lagen. Schon damals war die bezeichnete Batterie nicht mehr da. Jetzt sind wir seit 14 Tagen in der Champagne im Gewühl der wüstesten Schlacht dieses Krieges, die noch immer andauert und zu dem Schrecklichsten gehört, was er gebracht hat.--

Wir liegen in einem ziemlich üblen Quartier zu dreien in einem Zimmer. Tag und Nacht ein ungeheures Getriebe vor unserem Haus. Truppen aller Waffengattungen, aller Nummern, Preußen, Bayern, Sachsen.. vielleicht... Es ist ein riesiges Feldlager von vielen Quadrat-Kilometern, Lager an Lager, Stellung neben Stellung; dabei alles öde, dürre, unfruchtbare Gegend, Kalkwellen, Kiefernwäldchen, zertretene Täler. Es fließt täglich viel, sehr viel Blut in diesen dürren Kalk, zuweilen an einem Tag so viel wie in einem Monat bei i; nach übereinstimmendem Zeugnis aller, die aus j zurück sind, viel schlimmer als dort. Ob wir lange hierbleiben, ist zweifelhaft; niemand wünscht es.--| Es waren doch schöne Tage im September und gut, daß ich nicht länger gewartet hatte; denn längst ist aller Urlaub verboten. Was macht der Studienplan fürs Wintersemester? Ich bin neugierig auf k l-Bericht. Was hat man doch alles in der Kultur an Geist und Menschen, Freunden und – Freundinnen, {und} hier! Und so aussichtslos ist der Krieg!

Mit herzlichen Grüßen und den besten Wünschen fürs neue Semester bin ich Dein tr.
m.

Fußnoten, Anmerkungen

1Unter Umständen meint c den Ort d, östlich von Soissons, den er auf der Reise von e nach f in die g durchquert haben könnte. Der Ort h liegt südlich von Paris und war zu keinem Zeitpunkt auf Seiten der deutschen Frontlinie.

Register

aLiry
bRhine, Maria
cTillich, Paul
dVailly
ePargny
fLiry
gChampagne
hNailly
iSoissons
jRussland
kKlein, Lisa
lTroeltsch, Ernst
mTillich, Paul

Überlieferung

Signatur
USA, Cambridge, MA, Harvard University, Harvard Divinity School Library, Tillich, Paul, 1886-1965. Papers, 1894-1974, bMS 649/178(7)
Typ

Brief, eigenhändig

Postweg
Liry - unbekannt
voriger Brief in der Korrespondenz
Brief von Paul Tillich an Maria Klein vom 11. Juni 1915
nächster Brief in der Korrespondenz
Brief von Paul Tillich an Maria Klein vom 2. Januar 1916

Entitäten

Personen

Orte

Zitiervorschlag

Brief von Paul Tillich an Maria Klein vom 25. Oktober 1915, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L00453.html, Zugriff am ????.

Für Belege in der Wikipedia

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