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Auf dem Felde1] am 23.10.14.

Herr Konsistorialrat Tillich!

Sage hiermit meinen herzlichsten Dank für Ihre Liebe die Sie mir erwiesen haben. Freute mich sehr das ich wieder Tabak hatte konnte schon 3 Tage nicht mehr rauchen und das ist sehr schlimm, wenn man schon 9 Tage im Gefecht liegt undmuß so schmachten muß, wenn wir in Kartoffeln gelegen hätten hätte ich Kartoffelkraut geraucht aber auch das war nicht vorhanden. Aber der liebe Gott sorgt doch immer wieder für uns und das man sein Walten hier im Kriege eher merkt als im Frieden habe ich auch schon gemerkt. Der Krieg ist garnicht so schlecht, nur darf er nicht so lange dauern man kommt sich garnicht mehr so vor als ein Mensch wenn man immer im Schützgraben Tag und Nacht liegen muß und nicht richtig zu eßen hat nur des Abends wenn es dunkel wird muß man 1 Stunde lang gehen und sich im Kochgeschirr von der Feldküche| ein bißchen warme Suppe holen dann giebts ein halbes Brot das ist für den nächsten Tag öfters aber giebt es auch mal 3 Tage garnichts wie es jetzt vor gekommen ist weil wir nicht wußten wo die Küche ist. Hier im Krieg merkt man erst was doch ein Mensch alles aushalten kann schlafen kennt man jetzt garnicht mehr höchstens am Tage mal eine Stunde denn des Nachts giebt es sehr viel zu tun denn geht man weiter vor und gräbt sich wieder ein dann müßen Verwundete zur nächsten Station getragen werden das ist sehr schwer über Feld im Dunkel zu gehen auch sind hier viel breite Gräben gestern bin ich in einem rein gesprungen bis am Bauch mußte dann die Nacht so liegen mich hat sehr gefroren u war froh als die Nacht vorbei war. Die Zeitung hat mich sehr gefreut mal was lesen zu können denn wir erfahren hier garnichts. Die Chokolade von Fräulein Winkler hab ich erhalten wofür ich bestens danke auch Elisabeth sage ich meinen herzlichen Dank für die erfrischende| Bonbons u Schokolade. An Anna habe ich gestern geschrieben.

Nun grüßt und bedankt sich nochmals herzlich
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