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Liebste Hannah!

Vortrag vorbei: Einigermaßen gelungen, vor allem wegen freien Sprechens. Vor mir Jakob Wassermann, mit dem ich mich sehr gut verstand. Er sprach über Judentum. – Seeberg sagte mir: Je länger es dauerte, desto günstiger wäre es.1] Der Minister hat die Sache schon gehört, wird sich aber kaum vor Weihnachten entscheiden. Kirche sehr stark gegen mich. Seeberg viel meinetwegen angefeindet. Auch wegen Bonn starke Abwehr der Kirche. – Wir wohnen in einem fabelhaften Hotel, überhaupt viel Ähnlichkeit mit Davos, nur mehr Politiker und Berühmtheiten hier.|

Heute fahre ich nach Salzburg im Auto mit Seebergs: Morgen Königssee! – Eben auf Grund meines Vortrags mit Wassermann sehr angefreundet. Er will mir Sachen von sich schenken. Heißes Sonnenwetter! – Kroner liegt Ischias-krank eine Treppe höher! Er ist erschüttert von einem fabelhaften Horoskop, den er erhalten hat!

Viele innigste Grüße
Dein Paul
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    • Tillich, Paul, Nichtkirchliche Religionen, in: GW V, 13-31. 
    • Sturm, Erdmann, Historische Einleitung zu Tillich, Paul, Vorlesungen über Geschichtsphilosophie und Sozialpädagogik (Frankfurt 1929/30), in: Paul Tillich, Vorlesungen über Geschichtsphilosophie und Sozialpädagogik (Frankfurt 1929/30) (Ergänzungs- und Nachlaßbände zu den Gesammelten Werken, Bd. XV), Berlin/New York 2007, XXIII-LIX. 
    1]Hier und im Folgenden spielt Tillich auf die Verhandlungen an, ihn als Nachfolger für Reinhold Seeberg nach Berlin zu holen. Der Versuch scheiterte ebenso wie die von Tillich im Verlauf dieses Schreibens erwähnte Kandidatur für die systematisch-theologische Professur in Bonn (vgl. Sturm, Historische Einleitung zu EW XV, XXV f.).