Brief von Paul Tillich an Fritz Medicus vom 04. Januar 1915

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Bieuxy/Aisne, d.4. Jan. 1915.

Hochverehrter lieber Herr Professor!

Als prot. Felddivisionspfarrer bin ich seit 11 Okt. hier an der Aisne. Es geht in all diesen Gegenden weder vorwärts noch rückwärts! Hoffentlich bald endgültig vorwärts! Ich habe viel zu tun. Die Arbeit ist also wieder voll; besonders Weihnachten und Sylvester hatten wir herrliche Gottesdienste. Hier gibt es sehr viele und grosse Kalksteinhöhlen. In diesen Feiern wir, wenn irgend möglich, um gegen feindliches Feuer sicher zu sein. Sie können sich gar nicht denken, was für eine Begierde nach Religion in den Leuten wachgeworden ist und wie wirksam sich doch die substantielle Religiosität der Jugendzeit erweist, jetzt wo ein Anlaß da ist, sie aktuell| werden zu lassen. Man hat nur die echt evangelische Aufgabe, auszudrücken, was alle erleben. Man predigt nicht andern, wie so oft im Frieden. Was würde Fichte zu unserer Zeit sagen! Unverdienter Weise habe ich auch das eiserne Kreuz 1]bekommen.

Es grüsst Sie herzlich Ihr dankbar ergebener
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